Was bedeutet chronisches
Erschöpfungssyndrom?
Das chronische Erschöpfungssyndrom (chronic
fatigue syndrome = CFS) ist
eine komplexe Erkrankung, die sich vor allem in
einer extremen Erschöpfung oder einer raschen
Erschöpfbarkeit äußert. Dieser
Zustand muss mindestens sechs Monate andauern
und zu einer schwerwiegenden Leistungsminderung
gegenüber dem früher Gewohnten führen.
Die lähmende Erschöpfung macht jedoch
nur einen Teilbereich der Erkrankung aus. Es bestehen
weitere schwerwiegende Symptome, die zusätzlich
zu einer Leistungsminderung beitragen.
Zu CFS gehören auch Kopfschmerzen, Halsschmerzen,
Muskel- und Gelenkschmerzen, Konzentrations- und
Gedächtnisstörungen, druckempfindliche
Lymphknoten, ein nicht erholsamer Schlaf, eine
anhaltende Verschlechterung des Zustandes und
eine verminderte Leistungsfähigkeit nach
körperlichen Anstrengungen.
CFS-Kranke können außerdem zusätzlich
an Nervenschmerzen, Zuckungen und Kribbeln am
Körper, Allergien, Depressionen, Ohrgeräuschen,
Schwindel, Benommenheit, Sehstörungen, Fieber
bzw. Fiebergefühl, wiederkehrenden Infekten,
Magen-/Darmbeschwerden und anderen Symptomen leiden.
Als verwandte Erkrankungen gelten das Fibromyalgie-Syndrom
(FMS) und die multiple Chemikalien-Sensitivität
(MCS).
Der Beginn der Erkrankung ist unterschiedlich.
Bei der Mehrzahl der Betroffenen beginnt es schlagartig,
andere berichten von einer schleichenden Verschlechterung
ihres Befindens. Die Beschwerden können jahrelang
anhalten.
Über die Ursachen und Krankheitsmechanismen
des CFS liegen erste Forschungsergebnisse vor.
Alles deutet darauf hin, dass als Auslöser
der Erkrankung eine Störung der Mitochondrienfunktion
vorliegt. Mitochondrien sind die Kraftwerke der
Zellen. Sie sind dafür verantwortlich, dass
die Zellen genügend Energie bekommen, denn
ohne Energie kann eine Zelle nicht richtig funktionieren.
Wie wird die Diagnose
gestellt?
CFS ist eine Erkrankung, die Ärzten und auch
Betroffenen oft nicht bekannt ist. Es gibt für
CFS bislang keine Labortests, die die Krankheit
nachweisen können. So führte bisher
der Weg zur Diagnose über eine gründliche
Anamnese, eine eingehende körperliche Untersuchung
und den Ausschluss anderer Erkrankungen, die ebenfalls
eine andauernde Erschöpfung verursachen können.
Wie wird die Krankheit
behandelt?
Eine allgemeine Therapieempfehlung gibt es bisher
nicht. Es muss individuell ausgetestet werden,
welche Medikamente das Krankheitsbild bessern
können. Je nachdem, wie sich die Krankheit
bei dem jeweiligen Patienten zeigt, können
der Ausgleich von Mangelzuständen, die Behandlung
chronischer Infektionen, eine Ernährungsumstellung,
eine Behandlung mit Mikronährstoffen und
auch psychotherapeutische Unterstützung hilfreich
sein.
Die Lebenssituation
der Erkrankten
CFS-Kranke leiden nicht nur unter ihrer Krankheit,
sondern auch unter den sozialen, psychischen und
materiellen Folgen ihrer Erkrankung.
Sie stoßen mit ihrer nicht sichtbaren Behinderung
in einer unzureichend informierten Gesellschaft
häufig auf Unverständnis. Leider werden
sie auch oft von Ärzten nicht ernst genommen.
Sie werden häufig vorschnell als psychisch
labil angesehen. Manche Patienten verheimlichen
ihre Symptome und versuchen mit letzter Kraft,
ihre Einschränkungen, z. B. am Arbeitsplatz,
zu kompensieren. Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes,
vor andauernder Arbeitsunfähigkeit und Scham
über das reduzierte Leistungsvermögen
können eine zusätzliche Belastungen
sein. Auseinandersetzungen mit Krankenkassen und
anderen Leistungsträgern zu Diagnostik, Therapie,
Rehabilitation oder Berentung verschlimmern in
vielen Fällen die Situation der Erkrankten.
Wie häufig kommt
CFS vor?
Über die Verbreitung von CFS gibt es für
Deutschland keine gesicherten Angaben. Nach neuesten
Untersuchungen liegt die Häufigkeit in der
Bevölkerung zwischen 0,24% und 0,42%. Das
bedeutet, dass in Deutschland etwa 200000 bis
300000 Menschen mit CFS leben. In den USA wird
CFS als schwerwiegende Krankheit angesehen. Die
amerikanische Gesundheitsbehörde CDC (centers
for disease control and prevention) hat CFS in
die Liste der Krankheiten mit höchster Priorität
für die weitere Erforschung aufgenommen.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO listet CFS
in der internationalen Klassifikation der Krankheiten
(ICD) unter dem Diagnoseschlüssel G 93.3.
CFS kommt bei Frauen häufiger als bei Männern
vor. Auch Kinder und Jugendliche können von
CFS betroffen sein. In Studien konnte nachgewiesen
werden, dass diese meist einen günstigen
Verlauf aufweisen.
Welche Schweregrade
gibt es bei CFS?
Die Schwere der Erkrankung und die Ausprägung
der Symptome können bei CFS sehr unterschiedlich
sein. CFS wird in vier Schweregrade eingeteilt:
1. Leicht: Der Patient ist mobil und kann
selbst für sich sorgen. In der Regel ist
er noch arbeitsfähig. Soziale Kontakte und
Freizeitaktivitäten sind auf ein Minimum
reduziert. Um durchzuhalten müssen immer
wieder freie Tage genommen werden. Das Wochenende
wird benötigt, um die Woche zu überstehen.
2. Mäßig: Die Mobilität
ist bereits eingeschränkt, alle Aktivitäten
des Alltags sind begrenzt. Die Arbeit musste aufgegeben
werden. Nachmittags sind ein bis zwei Stunden
Schlaf nötig. Der Nachtschlaf ist schlecht.
3. Schwer: Der Patient kann nur noch wenige
ganz einfache Tätigkeiten, wie etwa Zähne
putzen, ausführen. Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme
sind ausgeprägt. Zeitweise ist ein Rollstuhl
nötig. Nach Belastungen verschlimmern sich
die Symptome.
4. Sehr schwer: Der Patient ist bettlägerig
und pflegebedürftig. Lärm und Licht
werden schlecht vertragen.
Ist CFS eine psychische
Erkrankung?
CFS ist keine psychische Erkrankung. Die Ursache
von CFS ist eine gestörte Funktion der Mitochondrien
in den Zellen, wodurch ein Energiemangel entsteht.
Psychische Veränderungen entstehen als Reaktion
auf die Erkrankung. Psychotherapie und Psychopharmaka
führen nicht zur Heilung. Psychotherapie
kann jedoch dabei helfen, besser mit der Erkrankung
umzugehen. Oft verschlimmern Psychopharmaka die
Beschwerden.
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