Epstein-Barr-Virus (EBV)
 Joachim Strienz

 

 

 

 
 
 
 
 

 

 

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1. Einführung

Immer mehr Menschen leiden in den westlichen Industrie-Ländern an einer Einschränkung ihrer körperlichen und psychischen Belastbarkeit. Sie leiden an Symptomen, für die es in der universitären Medizin keine eindeutige Erklärung gibt. Diese Beschwerden liegen vorwiegend auf internistischem, neurologischem und psychiatrischem Fachgebiet. Bisher konnte noch keine schlüssige Erklärung für all diese Beschwerden gefunden werden. Dabei hatte sich die medizinische Forschung in den letzten Jahren doch rasant immer weiterentwickelt. Aber immer noch fehlt ein Erklärungsansatz für die Ursachen all dieser mysteriösen Erkrankungen. Das Warten geht also weiter. Wir müssen uns also damit abfinden, auch wenn es den Betroffenen sehr schwerfällt. Sie möchten nämlich, dass möglichst bald eine Behandlungsmöglichkeit gefunden wird.

Was könnte die Ursache dieser beschriebenen Einschränkungen sein? Gibt es vielleicht doch eine Erklärung? Wurde wirklich alles berücksichtigt?

In den letzten Jahren ist der Blick zunehmend auf das Epstein-Barr- Virus gefallen.

Dieses Virus lebt ja nach der Infektion, die meist in der Jugend oder im jungen Erwachsenenalter stattfindet, lebenslang in unserem Körper. Wir alle tragen das Virus also in uns. Wir haben uns also bereits in jungen Jahren damit angesteckt. Die Bezeichnungen „Kissing Disease“ oder „Student`s Disease“ geben uns dafür Hinweise, wann das wahrscheinlich geschah.

Soll wirklich das Epstein-Barr-Virus schuld an all den körperlichen und psychischen Einschränkungen sein?

All die vielen Blutuntersuchungen haben immer wieder gezeigt, dass sich unser Körper bereits mit dem Virus auseinandergesetzt hat. „Abgelaufene Infektion mit EBV“ stand dann immer auf dem Befund, den das Labor zurückgeschickt hatte. Wir hatten uns damit abgefunden und keine weiteren Untersuchungen veranlasst.

Das Virus wird leicht übertragen. Wir haben praktisch kaum eine Möglichkeit uns dagegen zu schützen. Es gibt leider auch immer noch keine Impfung gegen das Epstein-Barr-Virus.

Wir Menschen reagieren in unterschiedlicher Weise auf dieses Virus. Die einen merken überhaupt nichts von der Infektion, die anderen erholen sich nach der Infektion ihr ganzes Leben nicht mehr richtig davon.

Bis heute konnten zahlreiche, teilweise schwerwiegende Erkrankungen nachgewiesen werden, die durch das Epstein-Barr-Virus verursacht werden. Aber trotzdem wird die Gefährlichkeit des Virus immer noch nicht richtig wahrgenommen.

Eigentlich wird das Virus streng von unserem Immunsystem bewacht, das Virus ist quasi ein Gefangener in unserem Körper. Aber in bestimmten Situationen gelingt es dem Virus dann doch auszubrechen. Dann wird es von unserem Immunsystem gejagt, bis es wieder eingefangen worden ist. Dabei kann sich aber unser Immunsystem auch schwertun.

Neu ist, dass wir das Virus, wenn es „ausgebrochen“ ist, jetzt messen und auch genauer beobachten können.

Es ist also die chronische Epstein-Barr-Virus-Infektion, die uns krank macht! Diese Erkenntnis ist ziemlich neu. Wir wussten zwar, dass wir alle Virusträger sind, aber damit haben wir uns bisher immer zufriedengegeben. Dass dieses Virus aber ständig Veränderungen in unserem Körper vornimmt, das haben wir bisher nicht richtig beachtet.

Die Virusausbreitung, den Virusausbruch, die Reaktivierung des Virus, diese Möglichkeiten wurden immer schon vermutet, aber objektiv nachweisbar waren sie bisher nicht.

Wann kommt es überhaupt zu Reaktivierungen dieses Virus? Sind es wirklich die Reaktivierungen, die uns krank machen? Oder ist das Virus in unserem Körper ständig aktiv? Wie können wir uns eigentlich besser davor schützen? Darüber soll in diesem Buch die Rede sein. Wie kann die Aggressivität dieses Virus vermindert werden? Gibt es überhaupt eine Therapie? Das alles sind Themen dieses Buches.

Die Vorstellung, dass die chronische Epstein-Barr-Virus-Infektion auf Dauer krank macht, ist in der universitären Medizin bisher noch völlig unbekannt. Das ist bedauerlich. Das kann sich aber ganz schnell ändern, wenn im Rahmen der Virusforschung ein patentierbares Medikament gefunden worden ist, das uns vollständig von diesem Virus befreien kann. Auch eine Impfung gegen das Epstein-Barr-Virus würde uns entscheidend weiterbringen. Impfungen gegen andere Herpesviren gibt es ja bereits. Warum sollte es nicht eines Tages auch eine Impfung gegen das Epstein-Barr-Virus geben?

Doch dafür muss erst die Bedeutung des Epstein-Barr-Virus und seine Gefahren richtig erkannt werden. Dieses Buch soll mit dazu beitragen. Im Mittelpunkt steht der Patient. Er soll in Zukunft besser in der Lage sein, mit dem Epstein-Barr-Virus in seinem Körper zurecht zu kommen.


Das Wichtigste in diesem Kapitel:

Das Epstein-Barr-Virus wird unterschätzt, denn es kann uns dauerhaft krank machen! Bisher haben wir diese Tatsache zu wenig beachtet.


2. Die Entdeckung des Epstein-Barr-Virus

Das Epstein-Barr-Virus wurde 1964 von dem Pathologen Michael Anthony Epstein und seiner Mitarbeiterin, der Zoologin Yvonne Margret Barr, in London entdeckt. Außerdem war Bert Geoffrey Achong, ein Spezialist für die Elektronenmikroskopie aus Trinidad, im Team mit dabei.

Das Epstein-Barr-Virus ist das Humane Herpes Virus 4 (HHV-4). Das Virus wurde in Zellkulturen von afrikanischen Burkitt-Lymphomen gefunden, darüber wird später noch ausführlicher berichtet werden.

Gibt es noch andere Herpes-Viren?

Hier die Liste:

HHV-1 und HHV-2 sind die allgemein bekannten Herpesviren im Mund- und im Genitalbereich, auch Herpes-Simplex genannt.

HHV-3 ist das Windpockenvirus (genauer Varizellen-Zoster-Virus), das nach einer Infektion später im Leben noch eine Gürtelrose (Herpes Zoster) auslösen kann.

HHV-5 ist der Erreger der Zytomegalie (CMV). Bei Immunschwäche, etwa bei einer HIV-Infektion, ist es gefürchtet. Sonst müssen wir uns bei diesem Virus keine Gedanken machen.

HHV-6 ist der Erreger des „3-Tage-Fieber“ bei Säuglingen und Kleinkindern. Ob allerdings auch Erwachsene damit befallen werden können, ist immer noch ungeklärt. Das Virus infiziert bestimmte weiße Blutkörperchen und bleibt lebenslang im Körper.

HHV-7 verhält sich ähnlich wie HHV-6 und bleibt ebenfalls lebenslang in unserem Körper.

HHV-8 ist das Kaposi-Sarkom-Herpesvirus, das nur bei AIDS-Patienten auftritt.

Die Durchseuchungsrate der Bevölkerung mit den Humanen Herpes-Viren in Deutschland (Häufigkeit von Antikörpern im Blut von Menschen)

Heute sind 130 verschiedene Herpesviren bekannt, die entweder bei Säugetieren, Vögeln, Fischen, Reptilien, Amphibien oder auch bei Schnecken vorkommen können. Bei uns Menschen sind bisher acht verschiedene Viren bekannt.

Das Epstein-Barr-Virus wurde in Zellkulturen des Burkitt-Lymphoms entdeckt. Damit hat alles angefangen. Das Burkitt-Lymphom ist eine bösartige Erkrankung des Lymphsystems und gehört zur Gruppe der B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphomen. Diese Erkrankung ist die häufigste Tumorerkrankung bei Kindern im tropischen Afrika. Diese Kinder sind gleichzeitig mit dem Epstein-Barr-Virus und mit Malaria infiziert. Außerdem liegen bei diesen Kindern Veränderungen bestimmter Chromosomen vor. Der Tumor wächst sehr schnell, was aber dann wieder ein Vorteil für die Therapie ist, denn er spricht sehr gut auf die medikamentöse Tumor-Therapie an.

Das Epstein-Barr-Virus ist ein behülltes doppelsträngiges DNA-Virus. Die Übertragung des Virus auf andere Menschen erfolgt durch Tröpfcheninfektion oder durch Kontaktinfektion. Auch eine sexuelle Übertragung ist möglich.

Die Infektion mit dem Virus erfolgt oft auch schon im Kindesalter. Während bei Säuglingen in der Regel keine Symptome auftreten, kommt es bei Jugendlichen oder Erwachsenen Infizierten in 30–60 % aller Fälle zum Ausbruch des Pfeifferschen Drüsenfiebers. Ab dem 40. Lebensjahr sind dann über 95 % der Menschen mit dem Epstein- Barr-Virus infiziert.

Sowohl nach einer asymptomatischen (es bestehen keinerlei Symptome) als auch nach einer symptomatischen Infektion mit Krankheitserscheinungen bleibt das Virus lebenslang in unserem Körper. Es kann wie alle Herpesviren dann wieder irgendwann reaktiviert werden. Für gewöhnlich wird eine Reaktivierung vom Patienten selbst zunächst überhaupt nicht bemerkt und dann schnell durch unser Immunsystem auch wieder eingedämmt. Besteht eine Immunsuppression (Einschränkung der Funktionstüchtigkeit des Immunsystems), etwa bei HIV-Infizierten oder Organempfängern, kann sich das Virus aber unkontrolliert vermehren und zur Entstehung von verschiedenen, heute allerdings noch seltenen Krebserkrankungen beitragen.

Inzwischen weiß man aber auch, dass starke Stressfaktoren, also körperlicher oder auch psychischer Stress, ebenfalls zur Reaktivierung des Epstein-Barr-Virus beitragen kann.

Wie wurde das Virus eigentlich entdeckt?

Der Weg, der zur Entdeckung des Virus führte, ging über den englischen Chirurgen Denis Burkitt, der sich im Mulago Hospital in Kampala, der Hauptstadt Ugandas, mit der Verbreitung bestimmter Krebserkrankungen in Afrika beschäftigte. Er fand heraus, dass mehrere Tumorarten, die dort gehäuft bei Kindern auftraten, bösartige Lymphknotenerkrankungen waren. Burkitt erkannte, dass mehrere Faktoren im Zusammenhang mit dem Auftreten der Krankheit standen. Es waren:

• heißes Klima
• häufige Regenfälle
• reichliche Wasservorkommen.

Es zeigte sich auch eine Übereinstimmung mit dem afrikanischen Malariagürtel. Burkitt behauptete später:

"Die Tatsache, dass die Verteilung der Krebserkrankung von klimatischen Faktoren abhing, legte den starken Verdacht nahe, dass ein Überträger, vielleicht ein Insekt, für ihre Verbreitung verantwortlich war. Das alles ließ aber auch vermuten, dass der Erreger auch ein Virus sein könnte."

Als Burkitt damals diese Vermutung äußerte, kannte man bereits zahlreiche Viren, die bei Tieren Tumoren hervorriefen, aber noch kein einziges menschliches Tumorvirus.

Mit Hilfe der Elektronenmikroskopie gelangen es dann Epstein und Barr in einer kleinen Lymphom-Zellpopulation von Burkitt virale Partikel nachzuweisen, die aufgrund ihrer morphologischen Beschaffenheit den Herpesviren zugeordnet werden konnten. Die Viruspartikel waren jedoch kleiner als das bereits bekannte Herpes-Simplex-Virus (HSV-1). Somit war zu diesem Zeitpunkt weder die genaue Identität des Virus noch eine mögliche Rolle in der Pathogenese des Burkitt- Lymphoms geklärt.

In den Jahren nach der ersten Beschreibung der viralen Partikel hatten verschiedene Arbeitsgruppen das Virus, das später nach seinen Entdeckern als Epstein-Barr-Virus (EBV) bezeichnet wurde, weiter untersucht.

Die Wissenschaftler Werner und Gertrude Henle, die beide damals am Kinderkrankenhaus von Philadelphia arbeiteten, entwickelten als erste einen Test, mit dem sich bei Patienten mit Burkitt-Lymphom Antikörper im Blut nachweisen ließen, die jedoch nicht mit gesunden BZellen, aber mit solchen, die aus dem Burkitt-Lymphom stammten, reagierten. Dies war sozusagen ein Nachweisverfahren für den noch unbekannten Erreger in den Zellen des Burkitt-Lymphoms.

Dann erlebten die Henles allerdings eine Überraschung. Nachdem sie zuerst feststellten mussten, dass die meisten gesunden Afrikaner ebenfalls diese Antikörper im Blut hatten, welche Burkitt-Lymphom-Zellen erkannten, fanden sie diese auch bei ihren Labormitarbeitern und schließlich bei einem hohen Anteil der Bevölkerung aus aller Welt, von denen man nach dem Zufallsprinzip Proben entnommen hatten. Es gab also den Erreger des Burkitt-Lymphoms überall auf der ganzen Welt. Das führte zu einer großen Verunsicherung.

Wie so oft in der Geschichte der Medizin kam dann auch den Henles der Zufall zu Hilfe.

Was war passiert?

Eine der technischen Assistentinnen des Labors am Kinderkrankenhaus in Philadelphia erkrankte 1967 an Pfeifferschem Drüsenfieber, auch als Infektiöse Mononukleose bekannt. Sie hatte die typischen Symptome und die Ärzte in diesem Krankenhaus stellten bei ihr auch die richtige Diagnose.

Als sie nach der Erkrankung dann wieder zur Arbeit zurückkam und man ihr routinemäßig auch wieder eine Blutprobe entnommen hatte, um sie auf verschiedene Erreger zu untersuchen, enthielt bei ihr das Blut plötzlich in hoher Konzentration Antikörper gegen die B-Zellen des Burkitt-Lymphoms, obwohl der gleiche Test vor ihrer Erkrankung damals noch negativ war.

Die B-Zellen der Assistentin wurden dann in Gewebekulturschalen gezüchtet. Sie vermehrten sich unbegrenzt weiter und enthielten ein Antigen, das auch mit den Antikörpern aus Patienten mit Burkitt- Lymphom reagierte. Dieses Antigen setzte schließlich dann auch Viruspartikel frei, die von dem Virus aus dem Burkitt-Lymphom nicht zu unterscheiden waren.

Weitere Untersuchungen von Blutproben im Rahmen einer prospektiven Studie zur Infektiösen Mononukleose 1968 erhärteten den Verdacht der Henles, dass das Epstein-Barr-Virus der Erreger des Pfeifferschen Drüsenfiebers war.

Eine weitere Beobachtung, nämlich dass Antikörper gegen das Epstein-Barr-Virus sehr lange bzw. lebenslang nachweisbar blieben, deutete darauf hin, dass EBV nach der Erstinfektion eine Persistenz in den Zellen des hämatopoetischen Systems etablierte, wie sie für andere Herpesviren bereits damals auch schon bekannt war.

Diese Untersuchungen ergaben also, dass das Epstein-Barr-Virus ein neues, menschliches Herpesvirus sein musste. Das Epstein-Barr-Virus war wirklich der Erreger des Pfeifferschen Drüsenfiebers.

EBV ist, wie andere Herpesviren auch, ein gering umweltresistentes Virus und es ist deshalb so gut wie nie frei nachzuweisen. Außerhalb des menschlichen Körpers stirbt das Virus rasch. Die Übertragung von EBV erfolgt in erster Linie über den Speichel, insbesondere beim Küssen oder engem körperlichen Kontakt. Eine Übertragung durch Sex, Blutprodukte oder Knochenmarkstransplantationen ist aber auch nicht auszuschließen.

Durch zwei völlig verschiedene Vermehrungsstrategien gelingt es dem Virus dann nach dem Eindringen in den menschlichen Organismus seine Erbinformation zu vermehren und dann „Nachkommenviren“ freizusetzen:

Zunächst dient die Infektion einer Zelle der Produktion und Freisetzung von infektiösen Viruspartikeln. Das Virus braucht also die menschliche Zelle, um sich überhaupt vermehren zu können.

Das Besondere ist aber, dass durch die latente (ruhende) Infektion in der Wirtszelle zunächst ein viraler Ruhezustand eingerichtet wird, der sich dadurch der immunologischen Kontrolle des Wirtsorganismus weitgehendst entzieht. Das Immunsystem reagiert also zunächst gar nicht auf das Epstein-Barr-Virus, weil es sich gar nicht bemerkbar macht. Es hat sich quasi versteckt. Das Virus tritt nach der Infektion also sofort in eine Ruhestadium ein. Das war neu und ungewöhnlich im Vergleich zu anderen Viren.

Initial infiziert das EBV die Epithelzellen der Mundschleimhaut und B-Lymphozyten im Mund und im Rachen über einen Rezeptor, der normalerweise Komplement an sich bindet. Es ist wahrscheinlich ein Zufall, dass diese Verbindung möglich ist. Komplement spielt bei jeder Entzündungsreaktion eine Rolle. Seine Funktion wird später genauer beschrieben.

Auf diese Art und Weise steht ein permanentes Virusreservoir zur Verfügung, das nach geeigneter Reaktivierung in eine produktive Phase mit erneuter Virusfreisetzung zurückkehren kann.

Als Ort der Persistenz von EBV im menschlichen Körper werden heute ruhende B-Gedächtnis-Zellen angesehen. Bis zur Hälfte dieser B-Zellen im peripheren Blut sind mit EBV infiziert und die Zahl dieser latent infizierten Zellen in einem Patienten bleibt über Jahre hinweg ziemlich stabil.

Um der Eliminierung durch das Immunsystem zu entkommen, werden während dieser persistierenden Vermehrungsphase verschiedene Stoffe freigesetzt, die die Erkennung virusinfizierter Zellen durch zytotoxische T-Lymphozyten verhindern. Das Immunsystem des Wirts (also des Menschen) wird dadurch ständig getäuscht.

Durch Reaktivierung können während dieser asymptomatischen Persistenz des Virus in den ruhenden B-Gedächtniszellen auch immer wieder B-Zellen erfolgreich in den lytischen Zyklus übergehen. Das bedeutet, dass der Mensch wieder Viren ausausscheidet, ohne selbst krank zu sein.

Die Produktion von „Nachkommenviren“ bleibt dann jedoch auf Zellschichten und Gewebe beschränkt, die dem Immunsystem nicht zugänglich sind. So wird EBV ständig an einigen Orten des Körpers, wie der Ohrspeicheldrüse oder der Gebärmutterschleimhaut, produziert, ohne vom Immunsystem überhaupt erkannt zu werden.

Wie sieht das Epstein-Barr-Virus eigentlich aus?

Das Epstein-Barr-Virus zeigt den klassischen Aufbau der Herpesviren. Es hat eine kugelige Gestalt mit einer Hülle. Auf dieser Hülle sind stachelförmige Ausstülpungen zu erkennen, auch „Spikes“ genannt. Diese haben wichtige Funktionen beim Kontakt des Virus mit den menschlichen Zellen.

Die DNA des Virus liegt unter der Hülle in einem abgegrenzten Raum, dem Viruskapsid. Das Kapsid aller Herpesviren weist eine geometrische, auch ikosaedrisch genannte, Struktur auf.

Im Inneren des Kapsids findet man den Viruskern mit der Virus- DNA. Es ist wie eine Schatzkammer. Wie ein Sarkophag eines Pharaos im Alten Ägypten.

Es werden zwei Subtypen von EBV unterschieden, EBV-1 (oder auch Typ A) und EBV-2 (oder auch Typ B). Sie unterscheiden sich in der Aminosäuresequenz ihrer DNA voneinander.

EBV-1 scheint der häufiger vorkommende Subtyp zu sein. EBV-2 dagegen scheint einfacher von der latenten in die lytische Phase wechseln zu können. Während EBV-1 in der westlichen Hemisphäre und Südostasien dominant ist, treten in Neu-Guinea und Äquatorial-Afrika die Typen 1 und 2 etwa in der gleichen Häufigkeit auf.

Das besondere an EBV ist also, dass es alles unternimmt, um den menschlichen Körper zu täuschen. Das menschliche Immunsystem findet plötzlich das Virus überhaupt nicht mehr und kann deshalb wenig dagegen unternehmen. So überlebt das Virus lebenslang in unserem Körper.


Das Wichtigste in diesem Kapitel:

Das Epstein-Barr-Virus wurde erstmals aus Tumorzellen des Burkitt- Lymphoms isoliert.

Das Epstein-Barr-Virus bleibt nach einer Infektion lebenslang in unserem Körper zurück.

Das Epstein-Barr-Virus „trickst“ unser Immunsystem geschickt aus und macht sich unsichtbar. Immer wieder wird es dann kurzzeitig aktiv und es kommt dann zu Neuinfektionen.

 

 

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