KPU und Vitamin D
Menschen, die an Kryptopyrrolurie leiden, weisen
häufig einen Vitamin D-Mangel auf. Wie sind
die Zusammenhänge? Was sind die Folgen?
Vitamin D wird wie die Vitamine A, E und K zu
den fettlöslichen Vitaminen gezählt.
Eigentlich ist Vitamin D nach der Definition her
gar kein Vitamin, weil es der Mensch mit Hilfe
von Sonnenlicht selbst bilden kann. Aufgrund seiner
chemischen Struktur gehört das Vitamin D
eher zu den Steroidhormonen wie Progesteron, Östradiol,
Testosteron oder Cortisol und wird auch wie diese
aus Cholesterin gebildet. In den letzten Jahren
hat die Wissenschaft neue, geradezu sensationelle
Erkenntnisse über Vitamin D gewonnen. Vitamin
D wird inzwischen als " Sonnenscheinhormon"
bezeichnet.
Die Haut, Leber und Niere sind die wichtigsten
Organe für die körpereigene Produktion
von Vitamin D. Sie findet in den Mitochondrien
statt. Das aus der Nahrung aufgenommene Vitamin
D wird auch in Leber und Niere in die aktive Form
überführt.
Die Vitamin D-reichsten Lebensmittel sind Fische.
Andere tierische Produkte sind wesentlich ärmer
an Vitamin D. Nur die Rinderleber enthält
relativ viel Vitamin D. Außer in Pilzen
ist in pflanzlichen Lebensmitteln kein Vitamin
D enthalten.
Nach Ernährungsberichten der letzten Jahre
liegen nur Männer, die regelmäßig
Fleisch essen, mit einer Vitamin D-Aufnahme über
5µg im Bereich der Empfehlungen. Alle anderen
Gruppen unterschreiten die Empfehlungen um mindestens
20%. Besonders häufig sind Vegetarier vom
Vitamin D-Mangel betroffen. Sie führen sich
vor allem in den Wintermonaten oft nur 50% der
empfohlenen Vitamin D-Menge zu.
Die klassischen Wirkungen von Vitamin D
Die klassischen Wirkungen von Vitamin D liegen
im Bereich der Regulation des Calcium- und Phosphatstoffwechsels.
Die Steuerung erfolgt im Zusammenspiel mit Parathormon
aus der Nebenschilddrüse und Calcitonin aus
den C-Zellen der Schilddrüse. Die Zielorgane
sind Darm, Niere und Knochen.
· Darm: Calcitriol steuert die Aufnahme
von Calcium und Phosphat im Dünndarm.
· Niere: Calcitriol fördert die Rückaufnahme
von Calcium in der Niere.
· Knochen: Calcitriol fördert den
Einbau von Calcium in den Knochen.
Die neu entdeckten Wirkungen von Vitamin
D
· Vitamin D verbessert die Insulinausschüttung
in der Bauchspeicheldrüse.
· Vitamin D verbessert die Herzfunktion.
· Vitamin D verbessert die Koordination
alter Menschen beim Gehen und vermindert das Sturzrisiko.
· Vitamin D vermindert Depressionen.
· Vitamin D verhindert das Wachstum von
Tumorzellen bei Dickdarm- und Brustkrebs, sowie
beim Melanom.
· Vitamin D verbessert die Funktion des
Immunsystems durch Aktivierung von Abwehrzellen
(Makrophagen).
· Vitamin D schützt vor Autoimmunkrankheiten.
Hat sich die Versorgungssituation mit Vitamin
D geändert?
Es gibt zahlreiche Erklärungsversuche darüber,
wie sich die Umstellung des Menschen vom Jäger
und Sammler in Gebieten mit intensiver Sonneneinstrahlung
zum sesshaften Bauern auch in weniger sonnigen
Gebieten ausgewirkt haben könnte. Generell
sind nur wenige Nahrungsmittel (Seefische und
Innereien von Tieren) reich an Vitamin D, so dass
die Hauptmenge durch eigene Produktion unter Sonneneinstrahlung
gedeckt werden muss. Nun ist zu bedenken, dass
beim Übergang zur Sesshaftigkeit einerseits
die Vitamin D-Produktion in der Haut durch die
geringere Sonneneinstrahlung stark zurückging,
und andererseits aber tierische Lebensmittel mehr
und mehr durch Getreideprodukte, also Kohlenhydrate
ersetzt wurden. Dadurch wird die Resorption von
Calcium aber noch weiter gestört, weil das
in Getreidekleie vorkommende Phytin mit Calcium
einen schwer löslichen, nicht resorbierbaren
Komplex bildet. Insgesamt muss also festgestellt
werden, dass sich durch Veränderungen der
menschlichen Lebensumstände die Versorgung
mit Vitamin D verschlechtert hat.
Was sind die Folgen des Vitamin D-Mangels?
Die Zunahme von Autoimmunkrankheiten könnte
als Folge des Vitamin D-Mangels erklärt werden,
denn die Bedeutung des Vitamin D für den
Gesamtorganismus geht weit über seine klassische
Aufgaben, nämlich die Regulierung des Calcium-Haushaltes,
hinaus. Vitamin D beeinflusst eine Vielzahl verschiedener
Organe und Funktionssysteme. Die zellvermittelte
Immunität, die eine zentrale Rolle bei der
Entstehung, bzw. dem Voranschreiten von Autoimmunkrankheiten
spielt, wird durch den Vitamin D-Mangel eingeschränkt,
denn unter Vitamin D kommt es zu einer Steigerung
der Immuntoleranz. Wissenschaftler gehen davon
aus, dass der Vitamin D-Spiegel, der für
ein optimales Funktionieren des Immunsystems erforderlich
ist, höher liegen muss als der, welcher zur
Regulation des Calciumstoffwechsels benötigt
wird.
Vitamin D und KPU
Bei Patienten mit Kryptopyrrolurie finden sich
häufig erniedrigte Vitamin D-Spiegel. Insbesondere
ist 25(OH)D3, also Calcidiol, vermindert. Wie
oben dargestellt, beginnt die Bildung von Vitamin
D in der Leber aus Cholesterin. Nach dem Transport
zur Haut wird das dort entstandene Prä-Vitamin
D3 wieder zurück zur Leber gebracht, wo schließlich
25(OH)D3 gebildet wird. In der Leber geschieht
dies in den Mitochondrien der Zellen. An anderer
Stelle wurde bereits über die Störung
der Mitochondrienfunktion berichtet. Es ist anzunehmen,
dass dadurch auch die Bildung von Vitamin D beeinträchtigt
wird. Ein weiterer Punkt ist die überwiegend
vegetarische Ernährung von Patienten mit
Kryptopyrrolurie, weil Eiweiße schlecht
vertragen und deshalb vermieden werden. Die Blässe
des Gesichtes ist der Versuch des Körpers,
den Vitamin D-Mangel abzumildern. Die Häufung
von Autoimmunerkrankungen bei Patienten mit Kryptopyrrolurie,
insbesondere die Hashimoto-Thyreoiditis ist als
Folge des Vitamin D-Mangels anzusehen. Alle Patienten
mit Kryptopyrrolurie sollten auf einen Vitamin
D-Mangel hin untersucht werden. Eine Substitutionstherapie
sollte bei einem Vitamin D-Mangel eingeleitet
werden.
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